Was die Regeln zur Arbeit von Jugendlichen angeht, sind sich die Arbeitsgesetze der Ukraine und der Bundesrepublik Deutschland ähnlich. In der Ukraine dürfen 16-jährige in jedem Fall arbeiten; in Deutschland bereits 15-jährige. Ausnahmen im Rahmen des Jugendschutzes gibt es in beiden Ländern.

Das deutsche Jugendarbeitsschutzgesetz erlaubt Kindern mit Vollendung des 13. Lebensjahres eine »leichte Beschäftigung«, wenn die Eltern dies erlauben (§ 5). Dafür gibt es strenge Regeln, die Arbeit muss für Kinder geeignet, sicher und leicht sein. Außerdem darf die Beschäftigung den Schulbesuch nicht beeinträchtigen und eine Dauer von zwei Stunden pro Tag nicht übersteigen.

Ab 15 gelten in Deutschland andere Regeln. Jugendliche dürfen »nicht mehr als acht Stunden täglich und nicht mehr als 40 Stunden wöchentlich beschäftigt werden«, schreibt der Gesetzgeber. In anderen Worten: Bis zu acht Stunden an fünf Tagen die Woche arbeiten ist ab 15 Jahren erlaubt. 

In der Ukraine ist das fast gleich: Zwar gilt laut § 188 des Arbeitsgesetzbuches der Ukraine ein Arbeitsverbot für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren. Mit Zustimmung eines Elternteils dürfen Jugendliche aber auch ab 15 Jahren arbeiten. Und ab 14 Jahren ist eine leichte Beschäftigung erlaubt.

Jugendliche können also in Deutschland arbeiten und das früher als in der Ukraine.

Mit einer Aufenthaltserlaubnis inklusive Fiktionsbescheinigung ist Ukrainern das Arbeiten in Deutschland schnell möglich. Mehr dazu siehe in diesem Beitrag. Die meisten deutschen Schüler:innen arbeiten als Minijobber – mehr dazu lies hier (Link).

(di) 

Quellen:  

  1. https://jobs.ua/kzot/part-13/article-200 (UKR) 
  2. https://www1.wdr.de/nachrichten/ukraine-deutschland-gefluechtete-arbeit-job-100.html
  3. https://www.gesetze-im-internet.de/jarbschg/BJNR009650976.html#BJNR009650976BJNG000301308  
  4. Alle Infos zum Jugendarbeitsschutz bei der Minijobzentrale

Hunderttausende Kinder und Jugendliche sind seit Kriegsausbruch nach Deutschland geflohen. Das Bundesinnenministerium gibt die Zahl der ukrainischen Minderjährigen mit 350.000 an, ein Drittel davon sei im Grundschulalter, berichtet »DER SPIEGEL«. Diese müssen unterrichtet werden, doch es fehlt überall an Lehrkräften.

In einer Studie von Anfang Juni hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ausgerechnet, wie viel Fachpersonal benötigt wird. Für den Fall, dass 3,5 Prozent der rund 7,5 Millionen ukrainischen Kinder und Jugendlichen nach Deutschland kommen – das wären dann 261.000 Minderjährige – würde man 13.500 zusätzliche Lehrer benötigen, schreibt das Institut. 

Im zweiten Fall wird „der Bedarf bei einer Fluchtquote von 5 Prozent definiert – also für 373.000 minderjährige Flüchtlinge.“ Hier würde man 19.400 mehr Lehrer benötigen als jetzt. Würde man optimalerweise überall auch noch Willkommensklassen einrichten, also 15 geflohene Schülerinnen und Schüler pro Lehrkraft, würde man im ersten Fall 20.200, im zweiten Fall 28.900 mehr Pädagogen benötigen, teilte der Informationsdienst des arbeitgebernahen Wirtschaftsforschungsinstitut mit. 

Alleine in Nordrhein-Westfalen fehlen derzeit rund 4400 Lehrkräfte, schreibt »DER SPIEGEL«. Mehr als 2000 ukrainische Flüchtlinge hatten Ende August noch kein Schulplatz in dem Bundesland bekommen, »ebenso wie rund 1700 geflüchtete Kinder aus anderen Ländern«, so der Bericht. Fast 35.000 Ukrainerinnen und Ukrainer würden am Unterricht teilnehmen. 

Um dem Lehrermangel entgegenzuwirken, wollen mehrere Bundesländer laut »WELT« pensionierte Lehrkräfte zurück in die Klassenzimmer holen. Gewerkschaften warnen aber auch: die Länder hätten schon öfters auf diese Methode zurückgegriffen. Das Potenzial dieser Methode sei endlich, sagte ein Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft gegenüber der Zeitung. Kurzfristig sei sie aber sinnvoll. (di) 

Quellen:  

  1. https://www.spiegel.de/politik/deutschland/fluechtlinge-laender-warnen-vor-grenzen-der-aufnahmefaehigkeit-a-9856d13b-1702-4b02-8609-dce5a417d9b8  
  2. https://www.iwd.de/artikel/bis-zu-20000-zusaetzliche-lehrerinnen-und-lehrer-noetig-547550/  
  3. https://www.welt.de/wirtschaft/article239027451/Fluechtlinge-Bis-zu-28-900-zusaetzliche-Lehrer-Stellen-fuer-ukrainische-Schueler-benoetigt.html